GTS-ARCHIV | |
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Prof. Kirsten Bobzin, Leiterin des IOT der RWTH Aachen und 1. Vorsitzende der GTS, referiert vor über 420 Teilnehmer aus 23 Ländern zum Thema Plasmaspritzen. | Viel Raum für Gespräche und Kontakte fanden die Teilnehmer in der direkt an den Vortragssaal angrenzenden Ausstellung. |
Einen zweiten Schwerpunkt des Kolloquiums bildetet
das noch relativ neue Verfahren des Kaltgasspritzens, eine Erfindung von
russischen Wissenschaftlern, die von der Helmut-Schmidt-Universität
Hamburg, der Linde AG und der CGT Cold Gas Technology GmbH Ampfing zur
Marktreife entwickelt wurde. Durch die Möglichkeit, bei einem breiten
Spektrum von Metallen und Legierungen sehr dichte und oxidfreie
Schichten herzustellen, deren Eigenschaften schon fast die Werte von
schmelzmetallurgisch hergestelltem Massivmaterial erreichen, öffnet sich
für das Thermische Spritzen ein Fenster für neue Anwendungsgebiete.
Neben einer detaillierten Prozessanalyse und der Vorstellung der
kommerziell verfügbaren Anlagentechnik wurden auch mehrere Beispiele für
die industrielle Herstellung und Anwendung der Schichten beschrieben,
die das Potential dieser neuen Beschichtungstechnik verdeutlichten.
Alternative Verfahren für neuen Anwendungsgebiete
Ein weiterer Vortragsblock befasste sich mit neuen Entwicklungen beim
Plasmaspritzen und Lichtbogenspritzen. Neben den in der Praxis bereits
weit verbreiteten atmosphärischen (APS) Plasmabrennern mit einem
Elektrodenpaar bieten hier neuere Brenner mit drei Kathoden eine
Steigerung der Auftragsrate und eine Verbesserung der Prozessstabilität.
Die bereits vorhandenen vielseitigen Möglichkeiten des Plasmaspritzens
scheinen damit aber noch nicht ausgereizt zu sein. Mit der
Multikathoden- und Multianoden-Technologie sowie strömungstechnisch
angepassten Düsenkonfigurationen folgen auch Weiterentwicklungen im
Bereich des Plasmaspritzens dem Trend zu höheren
Partikelgeschwindigkeiten. Auch das Lichtbogenspritzen bietet noch
Potential für weitere Entwicklungen. Es wurde gezeigt, wie sich durch
Verwendung von Schutzgasen oder Gasgemischen aus Schutz- und
Reaktivgasen für das Zerstäuben der Spritzpartikel der Abbrand von
Legierungselementen und der Oxidgehalt der Schicht verringern lassen.
Wichtiges Hilfsmittel bei der Entwicklung neuer Spritzprozesse und
Systeme sind Diagnoseverfahren, die die Temperatur und Geschwindigkeit
der Spritzpartikel erfassen. Die Vielfalt der dafür vorhandenen
Möglichkeiten wurde in einem Beitrag der Universität der Bundeswehr
München vorgestellt. Einen Schwerpunkt bildeten dabei Verfahren, die
sich auch zur Überwachung des Spritzprozessen einsetzen lassen.
Zunehmend wichtiger: Qualität und Zertifizierung
Wie wertvoll, aber auch zwingend notwendig eine gründliche und
umfassende Ausbildung, ein gezieltes Regelwerk in Form von Normen und
Merkblättern, sowie eine funktionierende Qualitätssicherung und
Zertifizierung für das Thermische Spritzen sind, zeigte ein weiterer
Vortragsblock zur Eröffnung des zweiten Tages. Welche tragende Rolle
dabei ein gut organisierter Interessenverband spielen kann, wurde mit
den einmaligen und für jedermann transparenten Zertifizierungsregeln der
GTS (Gemeinschaft Thermisches Spritzen) sehr gut verdeutlicht. Das
Thermische Spritzen ist hier dank der Aktivität der GTS deutlich besser
organisiert als viele andere Technologien.
Erkenntnisse aus der Praxis
Die Berichte aus der Praxis brachten viele Beispiele für Anwendungen im
Grenzbereich des Thermischen Spritzens. Es wurde gezeigt, welche
Kriterien bei der Wahl des Verfahrens und des Spritzwerkstoffs
anzuwenden sind, um eine optimale Qualität in Verbindung mit hoher
Wirtschaftlichkeit zu erzielen. Andere Vorträge beschäftigten sich mit
dem Einzug der Nanotechnologie bei HVOF-gespritzen karbidischen
Hartmetallschichten. Beeindruckend auch der Bericht aus dem CSIRO in
Australien über die dort durch enge Zusammenarbeit des
Forschungszentrums mit Industriepartnern und mit finanzieller
Unterstützung aus staatlichen Förderprogrammen bereits realisierten und
noch geplanten Anwendungen des Kaltgasspritzens.
Zukunftsweisende Entwicklungen
Die Vielfalt der vorgestellten neuen Entwicklungen und Applikationen für
das Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen hat beim Publikum große
Erwartungen und großes Interesse geweckt. Es wurde ein weiteres Mal
gezeigt, dass die Einsatzmöglichkeiten für diese Technologie noch lange
nicht erschöpft sind und die rege Zusammenarbeit zwischen der Forschung
und den Geräte- und Werkstoffherstellern immer neue Anwendungsfelder
auftut und bestehende verbessert. Als sogar „richtungweisend“ kann
festgehalten werden, dass am Ende der erfolgreichen 2-tägigen
Veranstaltung viele Experten, die das Kaltgasspritzen bisher eher
kritisch betrachtet haben, festgestellt haben, dass sich diese
Beschichtungstechnologie mit ihren jetzt schon vorhanden vielen
Anwendung bereits fest etabliert hat und auf eine sehr lukrative Zukunft
sieht. Die Veranstalter des HVOF-Kolloquiums werden die Entwicklungen
auf dem Gebiet des Hochgeschwindigkeits-Flammspritzens auch weiterhin
genau beobachten und begleiten – und wer weiß: vielleicht sehen wir uns
in einiger Zeit wieder in Erding, um diesen Fortschritt zu
dokumentieren.
Das 8. HVOF-Kolloquium 2009 aus der
Sicht eines Teilnehmers „Wichtig gerade in ökonomisch angespannten Zeiten“ Bernd Abler Im November 2009 fand zum bereits 8. mal das
HVOF-Kolloquium in Erding statt. Für uns, Fa. ABLER GmbH & Co.
KG, welche wir als Dienstleister im Bereich Beschichtungen durch
Thermische Spritzverfahren tätig sind, hat diese Veranstaltung
einen mittlerweile großen Stellenwert eingenommen. Sie ist zu
einer unverzichtbaren Größe in einer Reihe vieler Kolloquien und
Fachveranstaltungen geworden. |
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